Kunst als subversive Strategie

2004, by Helga Meister
Published in the catalogue of the exhibition Wanderpause

Timo Kube beschränkt sich nicht auf ein Medium, sondern filmt, malt und baut Skulpturen. Für den Krefelder Kunstverein malte er Bilder auf sehr grobes Leinen, so dass man zunächst einmal die Stoffstruktur sah und dann die Wirklichkeit der Dachziegel, Gardinen oder Häuser hinter dem Vorhang. Das raue Trägermaterial präsentierte die Illusion einer abbildbaren Welt und machte die Motive zugleich fast zunichte. Der Verweis etwa auf ein Dach entstand trotzdem, trotz Struktur und Stofflichkeit.

Curtain VI

Letztlich interessiert Timo Kube nicht so sehr die Vorspiegelung der Gegenstände aus dem Alltag, also nicht die Illusion der Dinge vor und scheinbar hinter dem Nessel, sondern die Wahrnehmung selbst. Deshalb gaukelt er uns eine glanzvoll gemalte Gardine mit stumpfen Tönen vor oder zeigt uns Dachziegel nur als Ausschnitt, so dass Realität und Abstraktion zusammenfallen. Besonders im Vorhang-Bild erleben wir so etwas wie eine Doppelbelichtung, um einen Begriff aus der Fotografie zu nehmen, als wenn also zunächst das eine Motiv mit seinem Raum und dann das zweite Motiv mit seinem Raum belichtet werden und in einem einzigen Foto erscheinen. Oder wir sehen ein Sandwich, auch dies ein Begriff der Fotografie, wo zwei Negative übereinander liegen und das neue Abbild ergeben. Aber wir haben bei Timo Kubes kleinen Formaten auch den Eindruck, als wolle er dem gemalten Bild den Charakter eines konkreten Objekts geben, obwohl das Motiv doch nur eine Illusion ist. Letztlich agiert Timo Kube wie ein Herrchen, das dem Hund einen Köder vorhält und sogleich wieder wegnimmt. Um als Maler hinzuzufügen: Die Bilder sind, was sie sind und sie sind, was du siehst. Letztlich fragt er nach dem, was unser Bildgedächtnis zusammen hält. Das Furnier, die holzverkleidung als Motiv, spielt bei ihm eine große Rolle, kann es doch Hölzer vorgaukeln, die bloß gemalt sind. Kunst ist für Kube immer auch eine subversive Strategie.

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